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Arbeitszeit zwischen Kamaboko und Pachinko
Montag, 23. Oktober 2017 von 19:00 Uhr – 21:30 Uhr
Eintritt frei
Japan ist im Westen u. a. als ein Land der langen Arbeitszeiten und des Todes durch Überarbeitung bekannt. So hat sich, vor allem in den 1980er und 1990er Jahren, das Stereotyp der japanischen „Arbeitsbiene“ verfestigt, auch wenn es im westlichen Diskurs, vor dem Hintergrund anhaltender wirtschaftlicher Rezession in Japan, seit Ende der 1990er Jahre ruhig um das Thema Arbeitszeit in Japan geworden ist.
Inzwischen geht aus einer Vielzahl von Untersuchungen hervor, dass in Japan derzeit ein Wertewandel in Bezug auf Arbeitszeit und Freizeit stattfindet. So zeigt eine alle fünf Jahre von NHK durchgeführte Untersuchung zur Lebensweise und Zeitverwendung der Japaner, dass im Durchschnitt die Arbeitszeit im gleichen Maße abnimmt, wie die Freizeit zunimmt und kommt zu dem Ergebnis, dass die individuelle Gestaltbarkeit der Zeit zugenommen hat und dass eine unumkehrbare Bewusstseinsveränderung hin zum Wunsch nach mehr Freizeit und deren Erfülltheit im Gang ist.
Von Juni 2014 bis Mai 2015 führte Simon Essler M.A., im Rahmen eines Promotionsstipendiums des Deutschen Instituts für Japanstudien, Tokyo, eine intensive Feldforschung bei einem mittelständischen Kamaboko (Fischwurst)-Produktionsbetrieb in der Stadt Tsuruga (Präfektur Fukui) am japanischen Meer durch, bei der es um die Konstruktion von Arbeitszeit-Konzepten am Beispiel männlicher Produktionsarbeiter ging.
Der erste Teil des Vortrags behandelt verschiedene Themen, wie regionale Bedingungen, die Herstellung von Kamaboko, sowie Pachinko als eine der dominierenden Freizeitaktivitäten. Im zweiten Teil werden einige Ergebnisse der Feldforschung in Bezug auf Arbeitszeit und deren Rahmenbedingungen vorgestellt.
Simon Essler studierte von 2005 bis 2010 Modernes Japan und Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und absolvierte in dieser Zeit u. a. ein Auslandsjahr an der Ryūkyū-Universität, Okinawa. Im Rahmen des anschließenden Masterstudiengangs, absolvierte er ein Auslandsjahr an der Universität Kanazawa, Ishikawa. 2013 begann er mit einem Promotionsstudium im Fach Modernes Japan und verbrachte 2014/15 ein Jahr als Stipendiat am Deutschen Institut für Japanstudien, Tōkyō. Seit Oktober 2015 ist er als wissenschaftliche Hilfskraft u.a. für die Organisation eines gemeinschaftlichen Symposiums mit der Kansai-Universität zuständig. Seine Forschungsinteressen sind u.a. soziale Aspekte von Zeit sowie Arbeitsbedingungen, Arbeitszeit(verkürzung) und Freizeit in Japan.